Was ist Sharing Economy?
Sharing Economy (auch Shared Economy, "Wirtschaft des Teilens") bezeichnet die geteilte Nutzung von Gütern durch Mieten, Leihen oder Schenken, aber auch die Vermittlung von Dienstleistungen und Informationen. Durch das Teilen werden Kapazitäten von Gütern effizienter ausgeschöpft. Beispiele sind teilbare Dinge, die nur zeitweise von einer Instanz genutzt werden: mobile Güter wie Autos, Haushalts-, Garten- und Sportgeräte, Werkzeug und Kleidung, immobile Güter wie Wohnungen, Gärten oder Parkplätze. Dazu kommen private Dienstleistungen wie Fahr-, Reparatur- und Reinigungsdienste. Auch das Teilen von Informationen wie in der Online-Enzyklopädie Wikipedia fällt unter Sharing Economy.
Grundidee ist im idealistischen Fall eine konsumkritische Haltung. Ziele sind es, Kapazitäten besser auszulasten, den Ressoucenverbrauch dadurch zu senken und soziale Kontakte und damit gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.
Sharing Economy / Shared Economy ist ein Aspekt der sogenannten Industrie 4.0. Darunter werden neue Geschäfts-, Erwerbs- und allgemein wirtschaftstechnische Modelle gefasst, die durch zunehmende Digitalisierung und Vernetzung entstehen.
Traditionelles und neues Sharing
Gemeinschaftliche Güternutzung existiert traditionell in Form von z.B. Angeboten der öffentlichen Hand, wie Bildung, öffentliche Verkehrsmittel, Sporteinrichtungen, ferner Mitfahrzentralen, Waschsalons, Vermietungsgeschäfte aller Art oder landwirtschaftliche Genossenschaften. Eigentümer der zur Verfügung gestellten Güter sind hier die öffentliche Hand, Gemeinschaften oder Unternehmen. Sharing Economy bezieht sich auf die neue Dynamik der Möglichkeiten durch das Internet und soziale Netzwerke. Das Sharing wird dadurch unter Privatpersonen einfacher, Einzelne erreichen über eine Plattform einen potenziellen großen Interessentenkreis, Anbieter und Interessenten finden leichter zueinander.
Soziales und kommerzielles Sharing
Der sozial motivierte, gemeinnützige und unentgeltliche Sharing-Ansatz wird konterkariert durch kommerzielle Plattformen, die am Sharing-Konzept verdienen. Unternehmen stellen die Plattformen zur Abwicklung des Sharings zur Verfügung und verdienen an den Aktivitäten der Nutzer:innen, ohne selbst die geteilten Güter zu besitzen. Bekannte Beispiele sind die Plattformen Uber für Taxi-Fahrdienste und Airbnb für Zimmervermittlung.
Sharing-Angebote erweitern damit häufig den klassischen Markt um das temporäre Kaufen und Verkaufen von Nutzungsrechten. Menschen kapitalisieren materielle Güter ihres Besitzes.
Bei professionalisierten, entgeltlichen Sharing Economy-Angeboten stellt sich die Frage der steuerlichen Einordnung, ob noch ein Privatgeschäft oder eine gewerbliche Konkurrenz zu klassischem, reguliertem Gewerbe vorliegt. Anpassungen gesetzlicher Regelungen stehen hierfür bevor.
Beispiele
- uber.com für Taxi-Fahrdienste
- airbnb.de und couchsurfing.com für kurzzeitige Zimmer- und Wohnungsvermietung
- netflix.com für unbegrenzten Zugriff auf eine Medien-Bibliothek zum Pauschaltarif
- erento.com für Mietartikel aller Art
- depop.com und kleiderkreisel.de für Second-Hand-Kleider
- carsharing.de - Dachverband der deutschen Carsharing-Anbieter
- nebenan.de für nachbarschaftliche Angebote und Initiativen
Vorteile
Durch Sharing sollen Ressourcen effizienter und nachhaltiger genutzt werden. Nutzer:innen gewinnen dadurch erleichterten Zugang zu einer größeren Auswahl an Dienstleistungen, Produkten und Informationen, und dies günstiger als auf klassischem Beschaffungswege. Privaten Anbietern eröffnen sich neue Verdienstmöglichkeiten. Unternehmen können günstig Anteil an dem Trend nehmen, indem sie eine Plattform für Sharing-Dienste aufstellen und mit Werbung und Marketing für Reichweite sorgen.
Nachteile
Häufig bieten Kleinverdiener ihre Leistung für geringe Vergütung und zahlen hohe Gebühren an große Unternehmen, die die Vermittlungsplattformen stellen. Sharing-Dienstleister:innen sind arbeitsrechtlich Selbständige und arbeiten auf eigene Kosten und Risiken. Sie müssen Sozialversicherungen allein tragen, haben keine Absicherung im Krankheitsfall und sind damit schlechter gestellt als Angestellte.
Durch die daraus folgenden Vorteile für Unternehmen können reguläre Arbeitsplätze gefährdet werden.
Klassisches Gewerbe wie der Wohnungsmarkt und das Hotelgewerbe geraten unter Druck, weil Zweitwohnungsbesitzer ihre Wohnungen lieber teurer an kurzzeitige Nutzer:innen wie Touristen vergeben als an Dauermieter.
Es laufen Bestrebungen, Regelungen und Gesetze anzupassen, um ein nachhaltiges Wirtschaften durch Sharing Economy-Konzepte zu fördern und gesellschaftliche Risiken einzugrenzen. Die Erforschung der Effekte durch Sharing Economy / Shared Economy steht noch am Anfang.