Rushhour des Lebens
Der Begriff "Rushhour des Lebens" beschreibt die Situation und die Herausforderungen von jungen Ausbildungsabsolventen und Eltern bei der Vereinbarung von Familie und Beruf. Die wissenschaftliche Definition ist uneinheitlich und wird für unterschiedliche Phänomene verwendet; hier geht es um die Verwendung des Begriffs, wie er im Siebten Familienbericht der Bundesregierung 2006 popularisiert wurde. Darin schreibt der Soziologe Hans Bertram zur demografischen Lage in Deutschland, dass nicht die hohe Kinderlosigkeit das eigentliche Problem sei, sondern der mangelnde Ausgleich durch Familien mit mehreren Kindern. Die Ursache liege in der für Deutschland spezifischen Planung des Lebenslaufs mit besonders strenger Dreiteilung in Ausbildung, Beruf und Rente. Dies bringe die "Rush Hour des Lebens": In kurzer Zeit müsse sehr vieles auf einmal geschafft werden: Vollzeit arbeiten, einen Partner finden, eine Familie gründen, ein Haus bauen.
Rushhour von Lebensentscheidungen
Die Rushhour der Lebensentscheidungen betrifft vor allem Hochschulabsolventen, deren Anzahl immer weiterwächst. Bei hohen Bildungsabschlüssen samt evtl. vorgelagerten Abschlüssen konzentrieren sich Berufseinstieg und Familienplanung auf einen Zeitraum im Alter zwischen etwa 27 und 35 Jahren. Innerhalb dieses kurzen Zeitraums von durchschnittlich 5 bis 7 Jahren werden oft gleichzeitig Entscheidungen über Berufseinstieg, gemeinsame Haushalte, Heirat und Familiengründung getroffen.
Rushhour im Familienzyklus
Die Rushhour setzt sich fort in der Belastung von Vätern und Müttern durch Beruf und Familie. Diese zeigt sich quantitativ in den beruflichen, häuslichen und familiären Arbeitszeiten sowie in daraus resultierenden Konflikten, all diesen Lebensbereichen gerecht zu werden. Die Addition beruflicher Arbeitszeit und der Zeit für Kinderfürsorge und Hausarbeit ergab 2006 für Männer im Durchschnitt eine Wochenarbeitszeit von 58 Stunden, für Frauen 57 Stunden.
Beim Zweiverdienermodell müssen beide Partner ihre Berufspläne zeitlich und räumlich synchronisieren, was schwieriger ist als im Familienmodell mit einem Haupternährer, in dem der Mann einer Karriere und die Frau der Familienarbeit nachgehen. Auch das deutsche Steuermodell orientiert sich an einem Modell, in dem in einer Familie nur eine Person erwerbstätig ist. Mit zunehmender Erwerbstätigkeit von Frauen entstehen dadurch Nachteile für die berufstätigen Mütter vom Einkommen bis hin zur Rente.
Vorbilder für Verbesserungen
Als Vorbilder für verbessernde Maßnahmen werden angelsächsische und nordeuropäische Staaten angeführt, in denen Ausbildungsabschlüsse zu unterschiedlichen Lebenszeiten erworben werden können. Hier ist es leichter möglich, eine Erwerbstätigkeit zu reduzieren oder zu unterbrechen und wieder aufzunehmen.